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Soziale Netzwerke sind ein Segen für benachteiligte Bevölkerungsgruppen, für die Meinungsvielfalt und für die Demokratie 

 Mai 20, 2021

By  Gastautor:in

Der Afroamerikaner George Floyd ist am 25. Mai 2020 in den Vereinigten Staaten von Amerika durch brutale Polizeigewalt gestorben. Dieser schreckliche Mord hat trotz der Corona-Pandemie weltweit zu Protesten geführt.  Unter dem Motto »Black lives matter« (dt. »Das Leben von Schwarzen zählt«) haben sich Menschen in unterschiedlichen Ländern der Bewegung angeschlossen, um ein Zeichen gegen Rassismus und Polizeigewalt zu setzen, so auch in Deutschland.

Ohne soziale Netzwerke wäre diese Aufmerksamkeit und das stärkere Problembewusstsein gegen Rassismus nicht möglich gewesen. Je mehr User:innen einen Missstand in sozialen Netzwerken öffentlichkeitswirksam kritisieren, desto höher ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich auch die Politik einer Problematik annimmt, weil dadurch ein Bewusstsein entsteht.

Journalist:innen verlieren die Deutungshoheit 

Wer vor dem Internetzeitalter etwas publizieren wollte und in keiner Redaktion arbeitete, hatte so gut wie keine Chance, sich öffentlich Gehör zu verschaffen. Das Höchste der Gefühle war eine Rede auf einer Demonstration. Das soll Versammlungen nicht geringschätzen, denn schließlich sind sie Ausdruck unserer freiheitlichen Demokratie. In den meisten Fällen erfuhren jedoch nur wenige Menschen davon, es sei denn, es handelte sich um große Demonstrationen oder gar internationale Bewegungen.

Um breite Teile der Bevölkerung zu erreichen, führte im analogen Zeitalter deshalb kein Weg an der Berichterstattung etablierter Medien vorbei. Die Entscheidung darüber, ob ein klassisches Medium einen Protest aufgriff, lag und liegt immer noch in den Händen von Redakteur:innen. Wer einen Artikel in einer Zeitung kommentieren wollte, musste einen Leserbrief schreiben. Ob dieser letztendlich abgedruckt wurde, entschieden wiederum Redakteur:innen.

Soziale Netzwerke machen marginalisierte Bevölkerungsgruppen sichtbar

Heutzutage kann jede:r zu jeder Zeit an jedem Ort im Online-Kommentarbereich vieler etablierter Medien direkt die eigene Meinung äußern. User:innen in sozialen Netzwerken können noch einen Schritt weitergehen: Sie können eigene Beiträge schreiben und Debatten anstoßen, so wie im Falle George Floyds.

Soziale Netzwerke sind gerade für marginalisierte Bevölkerungsgruppen ein geeignetes Medium, um sich in weiten Teilen der Gesellschaft Gehör zu verschaffen, da sie in etablierten Medien unterrepräsentiert sind. Sie können über Facebook, Twitter und Co. eigene Interpretationen ihrer Identitäten verbreiten. Statt Fremdzuschreibungen über sich zu konsumieren, können sie mit ihrer eigenen Stimme sprechen. Das ist im Idealfall ein Gewinn für die Meinungsvielfalt- und damit für die Demokratie insgesamt. 

Es lauern auch Gefahren in sozialen Netzwerken

Die ungefilterte Veröffentlichung von Beiträgen in sozialen Netzwerken kann jedoch auch demokratieschädlich sein. Schließlich sind marginalisierte Bevölkerungsgruppen nicht immun gegen Fakenews oder Extremismus. Zudem sind soziale Netzwerke insgesamt in der Verantwortung,  stärker gegen Hassrede und Verschwörungsideologien vorzugehen. Abgesehen davon bietet das Netz viel Potenzial im Sinne der Meinungsvielfalt und der Chancengleichheit.  

Soziale Netzwerke sind im Prinzip wie ein Hammer. Mit diesem Werkzeug können Menschen verletzt werden, aber der Hammer kann jedoch auch dazu dienen, einen Nagel in die Wand zu schlagen, um ein schönes Bild daran aufzuhängen. Soziale Netzwerke sind weder per se positiv noch negativ. Es kommt darauf, wie wir sie verwenden.

Gastautor:in


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